Die Haltungen der Achtsamkeit - Teil 2

mindfulness Feb 01, 2020
Haltungen der Achtsamkeit 2

Der Achtsamkeitslehrer und große Achtsamkeits-Inspirator Jon Kabat-Zinn beschreibt 9 innere Haltungen der Achtsamkeit.

Achtsam zu sein, bedeutet, die Haltungen der Achtsamkeit zu leben und sie durch das eigene Denken, Fühlen und Handeln zum Ausdruck zu bringen.

Und wie soll das in meinem alltäglichen Leben aussehen? Was kann das für mich, meinen Alltag, meine Familie bedeuten?

Ich stelle für dich in zwei Artikeln die Haltungen der Achtsamkeit vor und zeige dir an Beispielen, wie sich diese Haltungen als Elternqualitäten ausdrücken können.

Das sind die 9 Qualitäten

  1. Anfängergeist
  2. Nicht-Urteilen
  3. Akzeptanz
  4. Nicht-Streben
  5. Loslassen
  6. Geduld
  7. Vertrauen
  8. Dankbarkeit
  9. Großzügigkeit

Die ersten vier Haltungen habe ich in einem ersten Teil beschrieben. Du findest ihn hier:

Die Haltungen der Achtsamkeit - Teil 1

Nun geht es weiter.

 

Loslassen (Letting Go)

Hier muss ich einfach Jon Kabat-Zinn selbst zu Wort kommen lassen, denn er hat es so wunderbar ausgedrückt:

Loslassen bedeutet, sich ganz bewusst dem Strom des Augenblicks hinzugeben, es bedeutet, dass man aufhört, Dinge erzwingen zu wollen, Widerstand zu leisten oder für etwas zu kämpfen.

Man gibt all dies auf zugunsten von etwas, das machtvoller und gesünder ist und das entsteht, wenn man zulässt, dass die Dinge so sind, wie sie sind, ohne dass man sich in Vorlieben oder Abneigungen ihnen gegenüber verstrickt, in den „klebrigen“ Sphären des Verlangens, Mögens und Nichtmögens.

Loslassen ähnelt dem Öffnen der Hand, um etwas freizugeben, das man festgehalten hat. 

Das ist soooo ein schönes Bild. Und es macht deutlich, dass Loslassen überhaupt nichts zu tun hat mit „etwas wegwerfen“. Es ist die Bereitschaft, Anhaftungen zu lösen. Es ist ein bisschen wie ein Faszientraining für den Geist.

Loslassen "in action"

Nehmen wir wieder ein Beispiel aus dem Bereich "Familie - Eltern - Kinder". Fast bin ich geneigt, hier zu schreiben: Dazu muss ich wohl nichts schreiben, oder?

Wer ist mehr von der Thematik des Loslassens betroffen als Eltern?

Es liegt in der Natur der Sache, dass wir unsere Kinder loslassen müssen. Eines Tages, wenn sie erwachsener werden und ihrer Wege gehen, aber auch schon vorher. Im Grunde vom Tag der Geburt an. Jede Mutter kennt das Gefühl der „Leere“,  wenn der Bauchbewohner nach 9 Monaten den Schutz des eigenen Körpers verlassen hat, so mancher Vater kennt das mulmige Gefühl in der Magengegend, wenn die Erstgeborene bei der Einschulung fröhlich mit ihren Freundinnen dem Blickfeld entschwindet, ohne sich noch einmal umzudrehen. Und ich sehe heute noch meinen um Contenance ringenden Vater (der sonst nicht so zu Emotionsausbrüchen neigt) im Rückspiegel meines grünmetallicfarbenen Passats, als ich von Zuhause auszog.

Bei allen diesen Dingen gibt es einen sehr konkreten Akt des Loslassens. Die innere Haltung des Loslassens, wie wir sie in der Achtsamkeitspraxis einüben, meint aber das innere „Damit-einverstanden-Sein“. Nur so kann ein freier, unbelasteter Raum für deine Kinder entstehen. Und es hilft dir als Vater oder Mutter, einen entspannten Umgang mit allen diesen Themen zu finden.

  • Wir dürfen unsere Ängste loslassen, wenn das Kind die Grenzen seiner Welt erforscht.
  • Wir dürfen unsere Pläne für das Kind loslassen, um dem Kind Raum für seine Entwicklung zu geben.
  • Wir dürfen unsere Ansichten darüber loslassen, mit wem das Kind befreundet sein will und mit wem nicht.
  • Wir dürfen unsere Wünsche loslassen, dass das Kind Dinge lebt, die wir nicht leben konnten oder durften.
  • Wir dürfen unseren Stolz loslassen und auch unserem noch so kleinen Kind gegenüber um Verzeihung bitten, wenn wir ungerecht waren oder einen Fehler gemacht haben.
  • Wir dürfen unser Rechthabenwollen loslassen und uns in die Verschiedenartigkeit der Menschen hinein entspannen – auch der Menschen innerhalb unserer Familie.
  • Wir dürfen unser Ego loslassen, wenn das Kind uns kritisiert oder zu uns auf Distanz geht.
  • Und wir dürfen die Idee loslassen, dass Familienleben aussieht wie im IKEA-Katalog.

Das ist eine lange Liste, was?

Und tatsächlich bereitet das Kultivieren dieser Haltung vielen Eltern auch echte Bauchschmerzen. Aber wie sagte einer meiner Achtsamkeitslehrer so schön? „Da wo die größten Hindernisse sind, gibt es die wertvollsten Schätze zu heben.“

Geduld (Patience)

„Immer schön langsam mit den jungen Pferden“, sagte meine geliebte Omi immer. Und: „Alles kommt zu seiner Zeit.“ Und: „In der Ruhe liegt die Kraft.“

Manchmal denke ich, meine Oma Hanna war meine erste Achtsamkeitslehrerin…

Geduld haben, das heißt anzuerkennen, dass man am Gras nicht ziehen kann, damit es schneller wächst und darauf zu vertrauen, dass alles im Leben sich im genau richtigen Tempo entwickelt und sich genau dann entfaltet, wenn es an der Zeit ist.

Wie es die Achtsamkeitslehrerin Doris Kirch beschreibt:

Im Kleinen wie im Großen besinnen wir uns darauf, den Dingen die Zeit zu gewähren, die sie brauchen und kultivieren Besinnung, innere Ruhe und Ausgeglichenheit.

Geduld "in action"

Mein Sohn war für mich wirklich eine maßgeschneiderte Achtsamkeitsschulung in Sachen Geduld. Ich als stets mit den Widderhufen scharrende Spontan-Entscheiderin und Schnelldurchzieherin habe an meinem gemächlichen und verträumten Kleinkind-Jungen damals viiiiiiiel über Geduld gelernt und viiiiiiel geatmet (atmen hilft!)

Wenn ein Kindergartenkind beschlossen hat, fortan selbst seine Schuhe anzuziehen, jaaaa, auch die mit den Schnürsenkeln und die feinmotorisch noch nicht soooo stark ausgeprägten Kompetenzen im Schleifebinden den Prozess, sagen wir: verzögern, dann ist Geduld nicht nur eine Tugend, sondern der einzige Weg, das halbwegs gut gelaunt und gelassen abzuwarten.

Ein prä-pubertärer Aufräummuffel kann auch eine echte Geduldsprobe sein, wenn man nicht gelernt hat, seine Ansichten darüber loszulassen, wie lange das Packen einer Sporttasche so im Schnitt dauert…

Am zentralsten scheint mir aber Geduld als Elternqualität gefragt hinsichtlich des Entwicklungstempos von Kindern.

Es scheint in weiten Kreisen einen unausgesprochenen und heimlichen Eltern-Contest zu geben:

  • Mein Kind war als erstes im Freundeskreis sauber.
  • Mein Kind konnte als erstes in der Krabbelgruppe sich am Tisch hochziehen.
  • Mein Kind ist fast 5 Jahre alt und kann schon schreiben (und neeeeeein, ich hab da nix gemacht, hat er sich alles ganz alleine beigebracht).
  • Mein Kind hat eine Klasse übersprungen und macht Abi mit 16.
  • ...

Bitte. Einfach. Lassen.

Lass den Kindern die Zeit, die sie brauchen, um sich zu entwickeln. Schau, dass die Kinder gesund sind und vertrau ansonsten darauf, dass alles zu seiner Zeit kommt (für den Fall, dass du keine Oma Hanna hast, die dir das beigebracht hat).

Sei geduldig mit deinen Kindern, wenn sie sich langsamer entwickeln, als du es gerne hättest. Sei geduldig mit deinem Kind, wenn es Dinge neu lernt oder zum ersten Mal ausprobiert und funke ihm nicht andauernd dazwischen, weil du nicht aushalten kannst, dass das länger dauert, als wenn du es selbst machst.

Kultiviere diese Qualität. Es ist ein großes Geschenk nicht nur für deine Kinder. Und es verhindert, dass du ständig genervt bist und dein Stresslevel chronisch zu hoch ist…

Vertrauen (Trust)

Viele Menschen haben verlernt, ihre innere Stimme zu hören, die ihnen sagt, was gut und richtig ist, was es als nächstes zu tun gilt und welche Menschen unerstützend in ihrem Leben sein könnten und welche nicht.

Die Haltung des Vertrauens zu stärken, hilft, dass wir uns nicht mehr blind an den Meinungen und Vorgaben anderer orientieren. Wir vertiefen zunehmend das Vertrauen in unsere eigene innere Weisheit. Wenn ich mir selbst vertraue, dann, und nur dann kann ich auch anderen Menschen WIRKLICH vertrauen.

Das Gegenteil von Vertrauen ist Kontrolle/Misstrauen.

Vertrauen hat etwas mit Liebe zu tun. Kontrolle hat etwas mit Angst zu tun.

Vertrauen "in action"

Gerade für unsere Beziehungen spielt Vertrauen in doppelter Weise eine wichtige Rolle. Machen wir es wieder deutlich am Beispiel "Elternsein".

  1. Lerne, dir selbst zu vertrauen in deiner Identität als Mutter oder Vater. Klar spricht nichts dagegen, Ratgeber zu lesen. Ich plädiere ja auch immer für ein Mindestmaß an Wissen und Orientierung bezüglich der Bedürfnisse der Kinder in den verschiedenen Entwicklungsphasen. UND du darfst einüben, deiner Intuition zu folgen. Dein Kind hat Fieber. Du sitzt an seinem Bett und fragst dich, was nun zu tun ist. Zum Arzt? Jetzt am Wochenende (es ist IMMER Wochenende, wenn das Kind unklare Symptome hat. Ist Murphy’s Gesetz)? Wadenwickel? Fiebersaft? Abwarten? Warum weint es nur? Ist es zu warm? Zu kalt? Sollte ich lüften? Ich frage mich, wie Eltern eigentlich mit der psychischen Grenzbelastungen umgegangen sind, NICHT googeln zu können in den vorsinntflutlichen Zeiten ohne Internet…
  2. Spreche deinem Kind dein Vertrauen aus. Zeige deinem Kind, dass du ihm vertraust. Übertrage deinem Kind so früh wie möglich altersgerechte Aufgaben und Verantwortungen und erkläre deinem Kind, dass du ihm das anVERTRAUST. Das ist eine immens wichtige Erfahrung und Voraussetzung für die Entwicklung eines gesunden Selbstwertgefühls deines Kindes. Gegenseitiges Vertrauen ist die Basis, die es braucht, damit ein Kind sich ehrlich mit allem zumuten kann, auch mit Fehlern, die es gemacht oder mit Mist, den es gebaut hat.

Dankbarkeit (Gratitude)

Dankbarkeit bringt dich in Kontakt mit Fülle statt mit Mangel. Wenn du dich dankbar fühlst für das, was du hast, wer du bist, was da ist, wie das Leben gerade zu dir ist, dann hellt das dein Inneres auf. Man kann nicht gleichzeitig dankbar und wütend, gestresst, verzweifelt, depressiv sein. Geht einfach nicht.

Jon Kabat‐Zinn schreibt:

Menschen, die wöchentlich Dankbarkeits‐Tagebücher führen, anstatt sich die Stressoren aufzuschreiben, bewegen sich mehr, haben weniger Gesundheitsprobleme, haben einen besseres Lebensgefühl, sind optimistischer was die nächste Woche angeht. Tägliche Kultivierung von Dankbarkeit führt zu einem höheren Niveau von Wachsamkeit, Enthusiasmus, Entschlossenheit, Aufmerksamkeit, Energie sowie Schlafdauer und ‐qualität. Dankbare Menschen berichten auch über ein geringeres Maß an Depression und Stress, obwohl sie die negativen Aspekte des Lebens nicht leugnen oder ignorieren. Menschen, die täglich über Dankbarkeit nachdenken, darüber sprechen oder schreiben, geben mit größerer Wahrscheinlichkeit an, jemandem mit einem persönlichen Problem geholfen oder einer anderen Person emotionale Unterstützung angeboten zu haben.

Dankbarkeit zu kultivieren, bereichert also nicht nur dein Leben, sondern macht dich auch zu einem potenziell freundlicheren, gütigeren und für andere mit-denkenden und -sorgenden Menschen.

Dankbarkeit "in action"

Wenn wir in unserem Alltag und in unseren Beziehungen Dankbarkeit kultivieren, fällt es uns leichter, Zeiten gelassen zu durchstehen, in denen der Wind etwas kräftiger bläst als sonst. Denn regelmäßig kultivierte und bewusst eingeladene Dankbarkeit trägt auch durch solche Zeiten. Es bildet sich im Laufe der Zeit eine Art Grundierung, vor deren Hintergrund die Dinge wahrgenommen werden. In unseren Beziehungen ist eine solche Grundhaltung sehr, sehr förderlich für ein entspanntes und gelassenes Miteinander. Denn sie geht auch mit einem positiven Fokus einher und der Bereitschaft, sich immer wieder auf das auszurichten, was gut ist für die Kinder und die Familie.

Die eigene Dankbarkeit ist auch der einzige Weg zu dankbaren Kindern. Und damit meine ich jetzt nicht das artige Kind, das einen Knicks macht und sich für das Eis bedankt. Komm, los, jetzt sei schon dankbar. Immerhin hat Tante Inge 2,50 EUR für dich ausgegeben.

Ich meine damit ein Kind, das gelernt bzw. nicht verlernt hat, die Fülle in noch so kleinen Dingen zu entdecken und sich davon innerlich berühren zu lassen. 

In meinem erweiterten Familiensystem gibt es manchmal Weihnachtsgeschenke-Schlachten, die deutlich werden lassen, dass die beschriebene Qualität nicht kultiviert wird. Das prägt die Wahrnehmung der Kinder. 

Berge von Geschenken, hektisches Aufreißen der Geschenke unter Produktion noch größerer Abfall- und Geschenkpapierberge, rastlos umherschauende Kinderaugen auf der Suche nach noch mehr Geschenken und eine seltsame schale „Stille danach“.  Das ist ein Sinnbild für ein kollektives Fehlen von Dankbarkeit im Sinne der Haltungen der Achtsamkeit:

Ständiger Konsum, die Allverfügbarkeit von allem ohne ein gesundes Maß an stiller Vorfreude gepaart mit der fehlenden Aufmerksamkeit für alle die vielen Dinge, Umstände, Personen und Geschehnisse, für die es sich lohnt, einfach aus tiefstem Herzen dankbar zu sein: Das alles führt zu einer inneren Leere. Der häufige Versuch, diese Leere dann kompensatorisch mit allem Möglichen zu füllen (essen, noch mehr Konsum, Ablenkung in Form von extensivem Mediengebrauch, bei Erwachsenen auch gerne Arbeitswut), scheitert auf schmerzliche Weise.

Und ich möchte dich einladen, Dankbarkeit für die kleinen Dinge in deinem Leben zu kultivieren, es mit deinen Lieben zu teilen und es deinen Kindern vorzuleben. Es ist so einfach, und es bewirkt einen gewaltigen Unterschied. Denn: Das, wofür ich dankbar bin, liegt mir im wahrsten Sinne des Wortes "am Herzen". In was für einer Welt würden wir in kürzester Zeit leben, wenn alle Menschen Dankbarkeit für die kleinen Dinge kultivieren würden?

Großzügigkeit (Generosity) 

Großzügigkeit äußert sich in dem zutiefst empfundenen Bedürfnis, auch zum Glück anderer Wesen beizutragen. 

Bei dieser inneren Haltung der Achtsamkeit geht es nicht darum, dich selbst zur großzügigen Person zu stilisieren und dich zu beweihräuchern. Großzügigkeit ist, wie Dankbarkeit auch, bedingungslos. Es hat also nichts damit zu tun, viel Geld auszugeben. Es geht um die HALTUNG, um die Bereitschaft, zum Glück anderer beizutragen. Auf welche Weise auch immer. 

Und zum Glück anderer beizutragen macht glücklicher, sagt man. Ob das wahr ist oder nicht, das kriegst du über Nachdenken nicht heraus. Nur durch Ausprobieren. Die Haltung der Großzügigkeit zu kultivieren, kann eine Herausforderung sein in einer auf Konkurrenz und Ellenbogen-Kampf ausgerichteten Gesellschaft mit zum Teil hedonistischen und narzisstischen Zügen (Hauptsache ICH habe alles, was ich brauche, ich muss aufpassen, dass mir keiner etwas wegnimmt etc.) Die Haltung der Großzügigkeit postuliert aber auch nicht irgendeine Form der ungesunden Selbstaufgabe. Gut für sich selbst und die eigenen Bedürfnisse zu sorgen und aus vollstem Herzen heraus großzügig zu sein, das schließt sich nicht aus.

Großzügigkeit als Elternqualität

Sorry, aber ich muss mal wieder von meiner Omi sprechen. Denn bei der hing im Flur ein ästhetisch nicht besonders hübsches gesticktes Bild mit dem Schriftzug:

Willst du glücklich sein im Leben,

trage bei zu anderer Glück.

Denn die Freude, die wir geben,

kehrt ins eigene Herz zurück.

Oft habe ich als kleines Mädchen vor diesem Bild gestanden und bin mit meinen Fingern über die noppige Oberfläche gefahren, und obwohl ich noch nicht lesen konnte, wusste ich genau, was dort steht. Und fand es schön.

Bei den Wölflingen (einer Pfadfindergruppe für sehr kleine Pfadfinderlein) stieß auch der dort geltende Grundsatz „Jeden Tag eine gute Tat“ auf ganz viel kindliche Resonanz, und ich habe mich dieser Maxime mit großem Eifer befleißigt.

Bei uns zu Hause waren Freunde immer Willkommen. Auch zum Essen oder Übernachten.

Ich bin in einem Dorf aufgewachsen mit ein bisshen Bullerbü-Flair. Wenn wir auf der Straße spielten, kam manchmal eine Mutter heraus und stellte ein großes Tablett mit Himbeermarmelade-Broten auf die Mauer. Wie herrlich. Manchmal brachte ein Vater ein komisches Tennis-an-der-Schnur-Spiel oder Ähnliches mit, das dann alle Kinder auf dem Spielplatz benutzen durften. Ich fand das alles wunderbar und bin mit dem Gefühl aufgewachsen, dass immer für ALLE gesorgt ist und bin in dieser Kindheit nie mit dem Zweifel in Kontakt gekommen, dass sich das nicht irgendwie ausgleicht.

Ich schreibe das, um dir zu zeigen, wieviele kleine subtile Reize, Eindrücke und Erfahrungen in den Herzen deiner Kinder Samen säen. Samen, die dann bei entsprechender Pflege aufgehen und zu schönster Blüte gelangen können. Ich habe da mit vielen Dingen wirklich Glück gehabt.

 

Ich kenne eine Familie, in der werden Erdbeeren einzeln abgezählt, Zeiten, die die Geschwister mit bestimmten Dingen spielen dürfen, mit dem Timer gestoppt und überprüft, es wird Buch geführt über „Verstöße gegen Regeln“ und es gibt für alles genaueste Regularien. Das Ziel dieser Familie ist, die Kinder zu Gerechtigkeit zu erziehen. Es ist nicht gerecht, wenn das eine Kind 10 Erdbeeren hat und das andere 12.

Das macht eng und führt eher zu denuntiantischem Verhalten („aber der Noel hat….“) und dem ständigen Kontrollieren und Überprüfen (Haltung des Mangels, nicht des Vertrauens). Und die Kinder essen ihre 12 Erdbeeren, auch wenn sie vielleicht nach 5 Erdbeeren schon keine Lust mehr haben, einfach, weil es gerecht ist und weil der andere nicht mehr bekommt.

Was wenn die Kinder lernen dürften, dass es eine Freude ist, wenn es Erdbeeren gibt und dass – na, logisch – alle etwas abkriegen. Und wenn sie erfahren dürften, dass es nicht in dem erbsen- bzw. erdbeerenzählerischen Sinne immer gerecht zugeht, dass das aber nicht schlimm ist und dass wir alle gemeinsam wissen, dass es sich ausgleicht? Was wenn Kinder sich damit entspannen lernen dürften und wenn sie nicht in der ständigen Angst lebten, dass ihnen einer was wegnimmt?

Was, wenn DU das kannst? Was, wenn du diese Haltung kultivierst, egal, wie du in deiner eigenen Kindheit geprägt wurdest? Nur Mut! 

So, nun kennst du die Haltungen der Achtsamkeit und hast eine Ahnung davon, wie sie sich "in action" zeigen.

Ich hoffe, ich konnte dir Lust machen auf den einen oder anderen Ausflug in die Welt von Achtsamkeit und Meditation. Es ist ein weites Feld. Es gibt viel zu entdecken. Und die Reise ist voller unerwarteter Geschenke!

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